Tempel, Tuk-Tuks, Trotzanfälle: Part 2

“Sawadee Kha!”

Übermüdet, mit steifem Hals und einem pappigen Geschmack im Mund, der an eine durchzechte Nacht im Dorfclub mit Julius aus der dritten Klasse und 3 Litern Wodka Lemon erinnerte, waren wir schließlich in Phuket gelandet. Neben der unglaublichen Hitze, die ein tropisches Land mit sich brachte, waren wir vor allem mit einer Sache als spießige deutsche Familie völlig überfordert: der thailändischen Wärme und Freundlichkeit. Wir wurden herzlich von der Reiseleitung in Empfang genommen, uns wurden die Koffer abgenommen und im Kleinbus wurde uns Wasser gereicht. Es war sogar ein Kindersitz für unseren Sohn installiert. So etwas kannte man aus dem äußerlich wie innerlich eher kühlen Deutschland so gar nicht.

Neben der Tatsache, dass in Thailand Linksverkehr herrschte und das Lenkrad sich somit auf der rechten Seite befand, staunten unsere von Müdigkeit roten Augen noch über etwas anderes: dass die Fahrer sich völlig unbeeindruckt vor der Fahrt einen Joint anzündeten.

Von Traumstränden und deutschem Butterbrot

Nachdem wir in unser Zimmer eingecheckt, uns geduscht und umgezogen hatten, führte der erste Weg selbstverständlich ans Meer. Für mich bedeutet Meer bis heute vor allem eins: tiefer innerer Frieden. Dieser Frieden wurde allerdings rasch gestört, als das Kleinkind es nicht einsah, brav an der Hand mitzulaufen und sich stattdessen in einem Anfall aus Wut und blankem Hass mit seinen frischen Klamotten in den nassen Sand fallen ließ. Die Bucht an unserem Strand war unruhig und je nach Tageszeit mit einer gelben oder sogar roten Fahne gekennzeichnet, sodass ich ein Opfer bringen musste. Den Frieden eintauschen gegen ein unglückliches und lautstark protestierendes Kind, das ich zu seiner eigenen Sicherheit vom besagten Strand entfernen musste. Mein Versprechen, dass wir in den nächsten Tagen zu einem kinderfreundlichen Strand fahren würden, blieb ungehört.

Der nächste Weg führte schließlich zur Futterkrippe. Wir Erwachsenen konnten es kaum abwarten, nach der spärlichen Mahlzeit im Flugzeug endlich etwas Ordentliches zu essen. Das Kind war von der hiesigen Küche weniger begeistert und forderte entgegen zahlreicher Versuche, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, sein Wurstbrot ein.

Mini, der Held vom Erdbeerfeld

Ausflüge mussten wir um den Mittagsschlaf des Juniors herumplanen, um sicherzugehen, dass die Laune nicht schneller kippte, als Milch im Sommer. So unternahmen wir kurzweilige Ausflüge zu Elefanten, die wir baden und füttern durften, zu den Schildkröten, die sowohl zu Minis als auch meinem persönlichen Highlight wurden, kleinen aber beeindruckenden Tempelanlagen und schließlich auch zum nahegelegenen Nachtmarkt. Dort erstanden wir allerhand Souvenirs, teils zu unverschämten Preisen, da wir die Preisgestaltung und -verhandlung der ansässigen Händler nicht gleich durchblickten.

Das Beste auf dem Nachtmarkt waren jedoch nicht die bunten Traumfänger oder filigran geschnitzten Seifenblumen. Nein, das Beste dort war das Essen. Die Buden sahen nicht nach viel aus, doch das Essen war frisch und geschmacklich allererste Sahne. Mini hatte auch hier leider nicht viel für die thailändische Küche übrig, dafür aber für die Kellnerinnen, die wie alle Leute hier einen Narren an unserem Sohn gefressen hatten. Sie spielten mit ihm, trugen ihn durch die Gegend und waren sichtlich gerührt, als er ihnen zum Abschied sein schönstes “Bye Bye” schenkte.

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