Tempel, Tuk-Tuks, Trotzanfälle: Part 3

Lunch with a view

Zwei von Minis Backenzähnen hielten die zweite Woche des Urlaubs für die perfekte Gelegenheit, sich nun endlich den Weg an die Oberfläche zu bahnen. Vielleicht wollten sie sich auch am warmen Sonnenlicht erfreuen. Ganz egal, weshalb sie auf diese glorreiche Idee gekommen waren - es resultierte in einem wehleidigen Kind, das sich nun nur noch von Milchbrötchen und Pfannkuchen ernähren wollte, was den ohnehin schon sehr kargen Essensplan des Juniors nur noch mehr beschränkte.

Ein Ausflug in ein nahegelegenes Restaurant oben auf dem Berg, das uns eine fantastische Aussicht über Khao Lak und den indischen Ozean bescherte, war da leider nur von kurzer Dauer. Die Taxifahrt dorthin, die wegen des steilen und größtenteils unbefestigten Weges nur vom Restaurantbesitzer persönlich mit seinem Allrad-Pickup gefahren wurde, war da schon das größere Abenteuer. Seine Frage, ob wir auf dem Rückweg auf der Ladefläche Platz nehmen wollten für den größtmöglichen Fahrspaß, verneinten wir freundlich. Ein zahnendes Kind, das vor Zahnschmerzen und Unzufriedenheit Strohhalme und Besteck durch die Gegend schmiss, war uns abenteuerlich genug.

Sand, Sand und... oh, Sand.

Minis absolut größtes Highlight des ganzen Urlaubs war unser Ausflug zur “Coconut Beach”, eines unheimlich flachen Strandabschnitts mit ruhigem Wellengang. Wir hatten im Vorfeld einige essentielle Utensilien besorgt wie Schaufeln und Förmchen, die nun mit Papa gemeinsam in den Einsatz kamen. Beide Männer setzten sich in den Sand und buddelten nach kleinen Krebsen und formten kleine Autos, die sogleich von der nächsten Welle weggespült wurden. Mini ließ sich aber davon nicht entmutigen, sondern formte einfach schneller.

Weniger schön war das Umziehen danach. Jeder, der schon mal am Strand war, weiß, dass Sand einfach überall ist. ÜBERALL! Erst recht, wenn man einem Kleinkind nach dem Strandbesuch die Windel wechselt. Sand. Meine Versuche, sanft vorzugehen, waren wenig erfolgreich. Jeder Trocknungsversuch musste sich anfühlen wie Schmirgelpapier. Erst die Dusche im Hotelzimmer löste den Großteil des Problems, wenngleich unser Hotelzimmer nach diesem Tag aussah wie ein Sandkasten.

Ein unfreiwilliger Tauchgang

Den Nachmittag verbrachten wir gerne an einer schattigen Bar im Hotel. Nach dem Poolbesuch genehmigten wir uns dort ein Erfrischungsgetränk. Für Mini hatten wir immer ausreichend Wasser im Buggy dabei, den wir oberhalb der Treppe neben einem dekorativen Pool geparkt hatten. Ihr ahnt, in welche Richtung es geht. Als er mir mitteilte, dass er gerne etwas Wasser trinken wollte, gingen wir gemeinsam die Treppe hoch zum Buggy. Während ich mich kurz wegdrehte, um die Wasserflasche aus dem Buggy zu greifen, bemerkte ich zu spät, dass Mini Anlauf genommen hatte. Mit einem lauten “Platsch” sprang er in den kleinen Pool und war kurzerhand erschrocken, als er feststellte, dass er nicht Moses war und auf Wasser nicht laufen konnte. Sofort fischte ich das völlig verschreckte Kind aus dem Wasser und tröstete es, wenngleich ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.

Leider endete seine Pechsträhne hier noch nicht. Von Tag eins an musste er Badeschuhe in der Dusche tragen, um auf dem glatten Boden nicht auszurutschen. Leider hatte der Papa nicht bemerkt, dass Mini sich zu mir ins Bad geschlichen hatte, während ich unter der Dusche stand. Somit kam es so, wie es kommen musste: er kam ohne Schuhe zu mir in die Dusche gelaufen und legte sich der Länge nach auf die Nase. Der Tag war definitiv gelaufen.

Good old Germany?!

Die Rückreise traten wir am späten Abend an, da unser erster Flug mitten in der Nacht ging. Mir schmerzte beim Gedanken an Abschied schon einige Tage vorher das Herz, da ich das Land, seine Bewohner und das Klima sehr lieb gewonnen hatte. Bei der Passkontrolle in Phuket saugten wir das letzte Mal die Warmherzigkeit der Thais ein, als die nette Mitarbeiterin dem Mini einen kleinen Autosticker in seinen Pass legte. Auch er war hier richtig aufgetaut und schenkte jedem Thai ein Lächeln und ein Winken. Etwas, das ihm in Deutschland immer schwer fiel, selbst bei Leuten, die er kannte.

Nach zwei sehr anstrengenden und auslaugenden Flügen kamen wir mittags wieder in Deutschland an. Das spürten wir nicht nur an der steifen Brise, die uns an der Gangway entgegen blies, sondern auch an der allgemeinen Atmosphäre. An der Passkontrolle waren wir noch voll im Thailand-Fieber und begrüßten den Beamten überschwänglich. Seine Antwort: ein abschätziger Blick. Es kam kein “Guten Tag”, kein Lächeln für den Kleinen, nichts. Mein Herz wurde noch schwerer und für mich stand in diesem Moment eine Sache fest: in diesem Land will ich nicht alt werden.

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